Was solltest bei deiner Brokerwahl beachten?

Was solltest du bei deiner Brokerwahl beachten?

Finanzpolster wird öfters gefragt, welcher Broker der Beste ist und worauf man bei der Brokerwahl achten soll. Tatsächlich hat Finanzpolster bei der Wertpapierdepotwahl in den letzten 12 Jahren schon einige Erfahrung gesammelt. Insgesamt hat Finanzpolster 7 Depots von unterschiedlichen Brokern aus Österreich und Deutschland getestet. In diesem Artikel erfährst du was du bei der Brokerwahl tatsächlich beachten solltest.

Wieso benötigst du überhaupt ein Depot?

Wertpapiere werden heutzutage nicht mehr in Urkundenform ausgeliefert, sondern in einem Depot verwahrt. Außerdem benötigst du ein Depot, um mit Wertpapieren handeln zu können.

Das Führen eines Wertpapierdepots ist gesetzlich streng geregelt. Nur Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute können Wertpapierdepots führen bzw. anbieten.

Was solltest du bei deiner Brokerwahl beachten?

Kosten und Gebühren des Brokers

Der Broker, bei dem du dein Depot hast, verrechnet oft verschiedene Gebühren wie etwa: Depotgebühren, Transaktionsgebühren (Ordergebühren), Kontoführungsgebühren für das Verrechnungskonto, Gebühren für Sparplanausführung, Gebühren für ausländische Dividenden etc.

Für langfristig orientierte Anleger spielen vor allem Depotgebühren eine wichtige Rolle. Insbesondere Hausbanken (Filialbanken) verrechnen eine Gebühr bis zu 0,5% p.a. Bei einem Depotvolumen von 50.000 EUR und einem jährlichen Zuwachs von 5% fallen nach 20 Jahren 5300 EUR an Gebühren an. Ein Wahnsinn nicht wahr? Hier lohnt es sich daher einen Blick auf die Online Broker zu werfen, die deutlich weniger Gebühren bzw. keine Gebühren für die Depotführung verrechnen.

Flatex, OnVista Bank und DeGiro beispielsweise verrechnen keine Depotgebühren und Verrechnungskontogebühren. (Flatex verrechnet jedoch Negativzinsen auf das Guthaben deines Verrechnungskontos)

Für einen Trader, der ständig mit Wertpapieren handelt, sind Transaktionskosten besonders wichtig. Manche Broker verrechnen einen Fixbetrag pro Transaktion, andere wiederum einen Fixprozentsatz. Auch eine Kombination aus beiden Verrechnungsarten kommen in der Praxis häufig vor. Grundsätzlich sind Online Broker auch hier um einiges günstiger als Hausbanken.

Vergleiche aber nicht nur die Depotgebühren und Transaktionskosten. Flatex, dadat und Hello bank, die sonst mit niedrigen Preisen werben, verrechnen zusätzliche Gebühren für ausländische Dividenden. Bei US Aktien, die quartalsweise Dividenden ausschütten, kann der vermeindlich günstige Broker wieder teuer werden.

Finanzpolster Tipp: Du musst dir zuerst im Klaren sein, welche Wertpapiere und wie oft du handelst. Erst danach ist es sinnvoll die unterschiedlichen Anbieter zu vergleichen.

Angebot der Sparpläne

Mit einer Sparrate ab 25 EUR kannst du monatlich oder quartalsweise über einen Sparplan dein Vermögen aufbauen. Viele Online Broker haben mittlerweile eine große Auswahl an kostengünstigen ETF Sparplänen. Bei Flatex und OnVista Bank beispielsweise entfallen bei gewissen ETFs sogar die Ordergebühren.

Wer hingegen monatlich in Gold besparen möchte, ist bei Dadat und Hello bank goldrichtig. Denn diese beiden Anbieter bieten einen Sparplan auf Gold an.

Automatisches Abführen der Steuern

Kosten sind nicht alles. Immer mehr ausländische Broker stürmen den österreichischen Markt. Sie werben mit sehr niedrigen Kosten. De Giro beispielsweise wirbt mit Ordergebühren von 2 EUR+0,02%*Transaktionsvolumen für Aktienkäufe bzw. -verkäufe an der Börse Wien. Für amerikanische Aktien werden 0,5EUR+0,004USD je Aktie verrechnet. Da ausländische Broker keine Niederlassungen in Österreich haben, muss der Anleger seinen Gewinn leider selbst versteuern.

Grundsätzlich ist die Selbstversteuerung der Gewinne, insbesondere von Aktien und Anleihen, relativ unkompliziert. Bei Fonds und ETFs sieht die Sache wieder anders aus.

Finanzpolster Tipp: Kosten sind nicht alles. Stelle dir die Frage, ob du ein Vielzocker bist. Wenn du nur wenige Positionen hast und diese über die Jahre hältst, dann lohnt es sich kaum einen ausländischen Broker zu wählen.

Kundensupport

Wie gut ist der Kundensupport? Wenn ich Fragen habe, wie lange dauert es bis ich eine Antwort bekomme? Hier haben Online Broker zum Teil bis 10 Uhr abends telefonischen Support.

Brauche ich einen direkten Kontakt am Schalter oder reicht mir der Kontakt via E-Mail und Telefon? All diese Fragen spielen bei deiner Brokerwahl eine wesentliche Rolle.

Finanzpolster Tipp: Für Anfänger, die eine persönliche Beratung brauchen, ist es zu Beginn sicherlich sinnvoll über die Hausbank ein Depot zu eröffnen.

Sicherheit muss sein

Verleiht der Broker meine Wertpapiere?

Einige Broker wie zum Beispiel DeGiro verleihen deine Wertpapiere an andere Investoren. Die Risiken dürften überschaubar sein, da Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Die Frage, die man berechtigterweise stellen muss: Was passiert bei einem Riesen-Crash?

Die meisten österreichischen und deutschen Broker verleihen die Wertpapiere ihrer Kunden allerdings nicht. Wenn du dir aber nicht sicher bist, schaue auf die jeweilige Homepage der Anbieter.

Einlagesicherung

Wenn wir schon beim Thema Sicherheit sind, sollten wir auch gleich hinterfragen, ob unser Geld auf dem Verrechnungskonto geschützt ist, wenn der Broker Pleite geht.

Die gute Nachricht: Alle Broker, die eine Banklizenz in einem EU-Mitgliedstaat haben, unterliegenden der europäischen Einlagensicherung. Broker, die keine Banklizenz haben, können Kundengelder hingegen nicht selber verwahren. Sie verwahren die Einlagen der Kunden bei Banken, die wiederum der Einlagensicherung unterliegen.

Degiro beispielsweise hat als Investmentunternehmen keine Banklizenz. Daher werden Kundengelder auf dem Verrechnungskonto im Ernstfall nur bis 20.000 EUR gesetzlich geschützt. Die Einlagen werden nicht getrennt bei einer Bank verwahrt, sondern in einem Geldmarktfonds (mit sehr niedrigem Risiko) angelegt.

->Achtung: deine Wertpapiere hingegen sind grundsätzlich von einer eventuellen Insolvenz deines Brokers nicht gefährdet. Dein Broker hat die Wertpapiere für dich nur aufbewahrt.

Finanzpolstertipp: Solltest du dich für DeGiro entscheiden, aber die Einlagensicherung über einem Geldmarktfonds nicht ganz trauen, dann lasse maximal nur 20.000 EUR auf deinem Verrechnungskonto liegen.

Welcher Anbieter passt am besten zu welcher Strategie?

Anfänger, mit Wunsch auf persönliche Beratung Hausbank (Filialbank)
Buy and Hold Anleger Flatex, Onvista, Comdirect
viel Trader DeGiro
viele ausländische Dividendenaktien DeGiro
ETF Investor Flatex, Degiro, Onvista, Comdirect
automatische Steuerabfuhr für österreichische Investoren Flatex, Hausbank, Dadat und Hello Bank , Easybroker

Fazit und ein paar Anmerkungen

Bei der Brokerwahl spielen Kosten, Angebot der Sparpläne, automatisches Abführen der Steuern, Support und last but not least Sicherheit eine entscheidende Rolle.

Bevor du anfängst die Anbieter zu vergleichen, muss du dir aber zuerst im Klaren sein, wofür du das Depot benötigst. Bist du ein Zocker oder ein Buy and Hold Anleger? Interessieren dich ETF Sparpläne oder Dividenden Aktien? Ist dir persönliche Beratung an der Filiale wichtig oder ein telefonischer Support bis 22 Uhr.

Wichtig ist, dass die Wahl eines Brokers nicht in Stein gemeißelt ist. Du kannst jederzeit deinen Broker wechseln oder einfach ein 2. Depot bei einem anderen Anbieter öffnen.  Es macht ebenso Sinn, ein Depot für ETFs zu haben (wenn der günstige Sparpläne anbietet) und ein anderes nur für Dividenden Aktien bei einem Anbieter, der für ausländische Dividenden keine Gebühren verrechnet.

Mehrere Depots machen auch Sinn, wenn man unterschiedliche Strategien verfolgt. Z.B langfristiges investieren mit ETFs mit der Buy and Hold Strategie und ein Zocker Depot?

Erfahrungen mit dem Onlinebroker flatex

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Bildnachweis: TeroVesalainen | Bigstock

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Kommentare

  • Hi,
    Ich stehe auch grad vor meiner Brokerwahl.
    Hast du dir das schonmal angesehen wie es mit den Steuern genauer läuft?

    Wieso ist es bei Aktien einfacher als bei ETFs/Fonds?
    Es sollte doch gleich sein?

    Bei Anteilsverkäufen (Aktie oder ETF) muss KeSt auf den Kusgewinn gezahlt werden.
    Wenn Dividende erhalten wird (Aktie oder ETF (wenn nicht tesaurierend)) muss KeSt gezahlt werden.

    Oder übersehe ich da was?

    • Hallo Mark,

      ich weiß jetzt nicht, ob du deinen steuerlichen Sitz in Österreich oder Deutschland hast.
      Wenn du einen Broker hast, der für dich die steuern abführt, dann muss du dich um nichts kümmern.
      Bei ausländischen Brokern musst du deine Gewinne selber versteuern. Wenn du in Österreich deinen Steuersitz hast, gibt es eine Unterscheidung zwischen Fonds/ETFs und Aktien. Neben Gewinne sind bei Fonds und ETFs auch ausschüttungsgleiche Erträge zu versteuern.

      schöne Grüße

  • Gerade bei Buy-And-Hold sind deutsche Online-Broker empfehlenswert, da diese keine Depotgebühr verrechnen. Das bietet in Österreich nur Flatex, welche für diese Strategie jedoch gänzlich ungeeignet sind (Gebühr für ausländische Dividenden).

    Ich würde noch die DKB als Broker empfehlen. Einfaches und günstiges Gebührenmodell. Darüber hinaus auch als Hausbank geeignet.

    Mit ComStage war wahrscheinlich Comdirect gemeint, oder? ?

    • Hi Stephan,

      danke für deinen Kommentar. Von der DKB Bank habe ich auch schon viel gutes gehört.
      Ja du hast natürlich Recht. Comdirect 😉 schon upgedated, danke dir

      lg aus Wien

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